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Dienstag, 16. Juni 2015

Georgischer Wein









. . . zu georgischem Schwein





Die Provinz Kachetien, im Südosten, ist das fruchtbarste Gebiet Georgiens. Eine grosse Ebene, durch die sich ein Fluss zieht, am Fuss der Hänge die Dörfer. Vor allem wird man auf die Weinstrasse hingewiesen, aber es wächst alles und drängt an die Verkaufsstände, auch Fleisch wird an den staubigen Strassenrand gehängt – Schweinstrasse würde auch passen. 




Den wundervollen Platz am Fluss gewähren uns die Mücken nur für eine Nacht (wir halten ihnen mit einem Feuer und fettigem Schweinefleisch auf dem Grill so lange stand), dann wechseln wir auf eine kleine Anhöhe in ein lichtes Wäldchen. Auch wundervoll.


Zweimal erhalten wir Besuch von der omnipräsenten Polizei. Mit Blau- und Rotlicht kommen sie ins Wäldchen. Die ersten wollen nur etwas wissen: „Are you okay?“ und ziehen freundlich wieder ab. Die zweite Delegation ein paar Tage später mutet eher wie ein Betriebsausflug an. Zu viert in Zivil, gute Stimmung, woher seid ihr, wo sind eure Frauen, do you like Georgia, einer war mal in Altdorf und in Küssnacht, wie lange bleibt ihr noch, ah, ihr geht heute, um welche Zeit denn, eine Telephonverbindung zu einer Englisch sprechenden Frau wird hergestellt, ich erkläre ihr nochmals alles, was sie eh schon verstanden haben, warum ihnen das 2 o`clock so wichtig ist, bleibt ein lustiges Rätsel.
Auf unseren Ausflügen erhalten wir auch zwei richtige Bussen. „Mr Christoph, I must give you 10 Lari penalty.“ Der Grund wäre jeweils halb gerechtfertigt gewesen, wenn die entsprechende Signalisation auch vorhanden gewesen wäre. Zu bezahlen innerhalb der nächsten 30 Tage auf der Bank of Georgia. Schauen mer mal. – Das Ziel des Reisens ist ja nicht, Polizistengeschichten zu sammeln. Aber sie gehören halt immer auch dazu, und interessant ist, in welchen Ländern man lustige oder naive oder ärgerliche erlebt. Und ich erlebe sie ja immer als Ausländer. Wird man gerupft oder vorzugsbehandelt? Georgien: „Ah, du hast ein ausländisches Auto! Dann kannst du ruhig Alkohol trinken.“
Wie wird in Georgien gewohnt? Wenn nicht in heruntergekommenen Ex-Sowjet-Mietkasernen, dann in den traditionellen Veranda-Häusern, für deren Unterhalt aber meist das Geld fehlt. Viele stehen leer, was auf Umsiedlungen und Flucht der Menschen in den letzten unruhigen Jahren zurückzuführen ist. Es sind (oder wären) schöne Häuser mit dazugehörigen fruchtbaren Gärten. Eigentlich ein Supermarkt für schnäppchenjagende West-Aussteiger.






Für viele ist das Wohnen keine Frage mehr. Die durften im Zweiten Weltkrieg ihr Leben lassen und sind in jedem Dorf in einem Denkmal zu Hause. Ich sehe ganz junge Männergesichter, die aufgezogen wurden um gleich zu sterben. Und um dann in einen Schaukasten gehängt zu werden. Um auch dort irgendwann runterzufallen und zu zerscherbeln.



Eines der berühmtesten Wohnhäuser befindet sich in Alaverdi. Ein Gotteshaus. Meine Begeisterung dafür reicht immerhin aus, um für eine Photo in einen Feldweg zu gehen, damit das teure Touristen-Restaurant nicht mit aufs Bild kommt.