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Montag, 30. März 2015

Wer ist Kadir ?







Wer waren die Lykier? Wann waren die Griechen da? Oder waren`s die Römer?




Von der Hauptstrasse nach Antalya zweigt eine kleine Strasse ab, die steil hinunter ans Meer führt. „Olympos“ steht auf dem Wegweiser.
Zeus hat vor 2500 Jahren ein Dekret erlassen, wonach hier unten keine Hotels gebaut werden dürfen. Da muss sich Erdogan dran halten. Nix Aufschwung hier. Ruinen, Mauern, Bögen im jetzt saftigen Gras, ein Flüsschen kriegt die zwei letzten Kurven zum Meer (im Sommer muss es vorher aufgeben), Orangenbäume tun ihre südliche Pflicht, zuvorderst vor dem Einmünden ins Meer behält das Flüsschen, weil`s kein Zurück mehr gibt, sein Süsswasser noch etwas für sich und formt einen kleinen, klaren See, und von beidseits des engen Tales schauen hohe Felswände stoisch auf die Idylle hinab. „Ita est“, soll Zeus nach dem Bade in zufriedenem Lateinisch zu seiner Lebensabschnittspartnerin gesagt haben.


Vor 30 Jahren nahm Kadir, der Türke, ein Wechselbad im Salz- und im Süsswasser. Er kannte das Zeus`sche Dekret, worin dieser im Falle der Verschandelung der Natur-Oase durch Hotelanlagen mit Blitz und Donner drohte. Er holte sein gekühltes „Efes“ aus dem Flüsschen, setzte sich in den Schatten einer Pinie und sann nach. Plötzlich sprang er auf und rief ein lautes „Heureka!“, das wegen seines türkischen Akzents mehr nach „Hürükü“ klang, zeuswärts gen Himmel. Er ging nochmals  in die grosse Stadt, um sich von seiner Ehefrau scheiden zu lassen und kam mit ein paar Männern zurück ins Felsental. Alle waren ausgerüstet mit Äxten, Sägen, Hämmern und Nägeln. Weder Zeus zeigte sich, noch ein Imam konnte von der Spitze eines Minaretts Einblick haben in die tief versteckte Talbucht, als die Männer ihre Äxte zu schwingen begannen und mit kräftigen Schlägen Nagel um Nagel in den Hölzern versenkten. Nicht verbürgt ist, ob es tatsächlich Zeus himself gewesen ist, der als Anerkennung der schlauen Tat des freakigen Türken in der ersten Nacht nach Vollendung des Werkes das Schild „Kadir`s Tree Houses“ gemalt und ans Strässchen gestellt hat.
Die Population setzt sich heute zusammen aus den alten Pionieren, aus türkischen Aussteigern und aus mitteleuropäischen Freaks und Lehrern. Die Musik, die abends das Lagerfeuer am Lodern hält, entspricht auch genau dieser Mischung.







Und Väterchen Zeus? Es scheine ihm zu gefallen, und er komme manchmal auf einen Raki vorbei, grolle über Erdogan und verschwinde dann mit zwei, drei deutschen „Wir-wollen-was-erleben“-Girls hinter den Felsen. Übrigens trage er jetzt Rastas.   


Nichts mit Zeus und seinem Himmelswagen zu tun hat der Sammler von alten USA-Gegenständen:



American dreams...





Jetzt noch ein bisschen richtig reiseblogmässig, für die lieben Freunde zu Hause, die doch wissen wollen (müssen), wie es mir geht, was ich tue und esse:

Ich bin immer noch in Olympos, in und neben dem Tree-house-Dorf.

Ich esse gesund – Reis, Bulgur und Gemüse wechseln sich ab, Samstag ist Festtag, da gibt`s Fisch dazu.

Nach dem Essen starrt man entspannt ins Lagerfeuer und beobachtet, wie Holzbretter, Baumstrünke und aussortierte lackierte Schranktürchen von den Flammen mehr oder weniger willig entsorgt werden. Der deutsche Jens und der türkische Hamdi, die Stefanie aus Leipzig mit dem i-phone und die Elif aus Bursa mit einer Kafka-Übersetzung, die Mutti der Marla und der Fatih der Holzhütten-Reception, die Susanne vom Ruhrpott und die Susann von Kürdistan. Das beste Englisch sprechen die Deutschen, bei den Franzosen tönt es, wie wenn`s Französich wäre, die Türken sprechen es schlecht, aber verständlich und der Engländer gut, aber unverständlich.

Das Wetter ist schön, der Himmel ist blau, die Wolken sind weiss, die Hügel sind grün, die Berge dahinter verschneit, der Strand ist fast leer und das Meer ist noch frisch.




Und abends, in der Dämmerung, werden die Holzhütten blau.







In der Nähe, an einem felsigen Abhang, züngeln weitere Feuerchen. Ohne Schranktürchen. Seit ewig und für immer. Zeus...? Austretendes Gas, sagen die Profanen. Putin...?