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Sonntag, 28. Juni 2015

3 x Schwarzes Meer









Die letzten Tage in Georgien – und (k)eine Schlussbetrachtung





Zuerst zur zweitgrössten Hafenstadt, nach Poti. Ein markanter Wechsel von der herrlichen Berglandschaft in eine übelriechende, irgendwie vergessene oder übergangene Stadt. Eine „Was mach ich denn hier?“-Stadt. Eine Art Yoyeurismus pflegen, das bietet sich an. Bilder in sich aufnehmen, von einer Kleinigkeit oder einer Häuserzeile. Und von den Menschen, ganz verschiedenen, „lustigen“ und weniger „lustigen“. Aber soll ich die Menschen mich beobachten lassen, wie ich die absolute Leere und Langeweile und Heruntergekommenheit betrachte, als wäre es ein bunter Bazar?


Das Zentrum bildet eine neu und schön gestaltete riesige Verkehrsinsel (mit Park und Kirche und Vergnügungsbahnen). Davon gehen zwölf Strassen sternförmig weg. Elf davon führen in den erwähnten „Bazar der Desillusionen“, eine führt tatsächlich zu einem Restaurant. Und – Überraschungen gehören ja immer dazu – zu einem sehr guten.
An diesem Verkehrskreisel wurden wir bei der Ankunft gleich von der Polizei begrüsst, über die Aussichtslosigkeit ans Meer zu gehen (es ist so!) orientiert und mit dem inzwischen vertrauten rot und blau flackernden Streifenwagen zu ihrer gläsernen Basis geführt. Hier sollen wir, zwischen Polizeiautos und konfiszierten Lastwagen (und vielen Mücken und Polizisten) nächtliches Gastrecht geniessen.








Zwischen Poti und Batumi erstreckt sich die georgische Riviera, immer noch ein Sommerurlaubsziel der Ex-Sowjeteten. Der Hauptbadeort heisst Kobuleti. Zehn Monate im Jahr wohnen hier die nicht sehr zahlreichen Kobuleten – für zwei Monate werden alle Buden mit Pinsel und Hammer auf Vordermann gebracht, denn jetzt kommen die zahlreicheren Kopuleten. Dies sind russische Ad-hoc-Männer-Stämme, die mit nur zwei Ausrüstungsgegenständen voll überlebensfähig sind: Der zweite davon wird ihnen von den Kobuleten leicht zugänglich gemacht, nämlich der Vodka. Den ersten, die eigentlichen Kopulationsobjekte, organisieren sie sich auf der Durchreise in der Ukraine selber. So kommt es alljährlich zu einer kaum mehr berechenbaren win-Situation: Die Kobuleten verdienen am Vodkaverkauf, die Kopuleten verbringen einen unvergesslichen Urlaub, und die feschen Ukrainerinnen kriegen Vodka und beach und Sex – und erst noch ein Taschengeld obendrauf.
Natürlich hat es auch viele Familien unter den Urlaubern. An diese richtet sich eigentlich das Angebot der Hunderten von Läden und Buden: Pommes chips und Gummis (zum Schwimmen). Dann gibt es noch den Romeo aus dem Luzernischen, der ein paar Einheimischen über Wochen und Monate hinweg beizubringen versucht, wie sie ihren Campingplatz erstens sauber unterhalten und zweitens leicht gewinnbringend führen könnten.




Der Kreis schliesst sich – der letzte Ort der Georgien-Reise ist nochmals Batumi. Die Stadt, die sich so sehr von allen andern Städten unterscheidet. Moderne und klassische Gebäude mit Stil, die Küstenpromenade ist über viele Kilometer als solche angelegt oder markiert und damit für die Öffentlichkeit reserviert. Sogar Mietvelos und Radstreifen gibt es.
Zwei letzte Photos knipsen, am letzten Schlafplatz, und sich dabei an die andern wohl fast 20 Schlafplätze zu erinnern versuchen, und sich dazu sagen: „Ja, Georgien war wirklich gut.“